User:Belsaia/History of Belsandis - Chapter 2
Das Zweite Zeitalter
Im Zweiten Zeitalter war die Glanzzeit von Khazad-dûm, aber für die Menschen und Elben in Mittelerde war es ein dunkles. Sauron errichtete sein Reich in Mordor. Die Ringe der Macht wurden geschmiedet und als die Elben von Eregion die wahren Absichten erkannten, wurden sie vernichtend geschlagen. Númenor erreichte den Gipfel der Macht und versank. Dafür entstanden Arnor und Gondor, die Reiche der Dúnedain in Mittelerde. Vereint im letzten Bündnis, warfen Elben und Menschen Sauron nieder. Doch die größten Helden beider Geschlechter fielen.
Die Grauen Anfurten
Trotzdem wollte ich zu dieser Zeit Mittelerde nicht verlassen. Mein Heim lag plötzlich in Harlindon und Gil-galad war mein neuer König. Es waren nur noch 50 Meilen bis zur Küste. Die Zwergenstraße war zerstört und Städte verlassen, die meisten der überlebenden Langbärte zogen nach Hadhodrond, dem Zwergenheim der Langbärte. So verließ ich mein Heim – erst zeitweilig, dann auf Dauer – etwa zur gleichen Zeit, als sich Círdan der Schiffbauer am Golf von Lhun niederließ und Mithlond begründete. Ich wollte wieder am Meer leben, den Wind im Haar spüren, Muscheln sammeln, wie in meiner Kindheit ... und das weite Meer sehen.
Gil-galad herrschte über die Elben von Harlindon und Círdan in Forlindon über die Anfurten, als ich dorthin zog. Es war eine Zeit des relativen Friedens; ich genoss die Zeit am Golf von Lhun. Die Menschen, die in den Ered Luin geblieben waren, verbündeten sich mit den verbliebenen Zwergen, um sich besser gegen die Angriffe der Orks aus dem Norden zu schützen. So gut es sich bei den Schiffbauern lebte, der Müßiggang lag nach einiger Zeit wie ein Schatten auf mir. Círdan benötigte meine Dienste nicht. Denn obwohl ich in meiner Kindheit, gemeinsam mit meinen Brüdern, in selbstgebauten Booten durch die Brandung rauschte, beschäftigte er nicht einen weiblichen Schiffbauer.
Ich war nicht verärgert, als mich Círdan abwies. Er hatte die besten Schiffbauer diesseits des Meeres, da konnte ich nicht mithalten ...
Doch! Natürlich war ich sauer! Círdan hat mich gar nicht empfangen. Sein Werftmeister sagt mir nur: Für uns arbeiten keine Frauen! So ein ...!
Eregion im 2. Zeitalter
Von den Noldor, die mit König Fingolfin nach Mittelerde kamen, kannte ich nur wenige. Zum einen war ich damals fast noch ein Kind und dann waren die meisten von ihnen in den Schlachten oder als Sklaven Morgoths vorzeitig gealtert. Aus ihren Geschichten erfuhr ich vieles, das ich nicht wusste, wie zum Beispiel die Geschichte um den Fall Gondolins oder die Zerstörung Nargothronds durch Glaurung. Aber auch die Geschichte von Túor und Idril und die traurige Geschichte von den Kindern Húrins. Dabei bekümmerte mich besonders der Tod von Beleg Cúthalion, da er auch mich damals durch den Gürtel Melians geleitete. Auch hätte ich nicht gedacht, dass ein einzelner der Edain den Großen Wurm von Angband besiegen könnte. Aber ich hatte viel zu lernen. Über die Geschichte der Eldar und Edain, genauso wie die Geheimnisse der Heilkunst oder den Nahkampf, um nur einige Lektionen zu nennen. Einige meiner Lehrmeisterinnen, besonders auf dem Gebiet der Kampfkunst, waren deutlich jünger als ich, hatten aber dadurch, dass sie sich über viele Jahre in Hithlum, Ost- und Westbeleriand gegen die Übergriffe der Orks und Ostlinge verteidigen mussten, viel mehr Erfahrung im Waffenhandwerk. Die Geschichte und Geschichten hingegen, vernahm ich vor allem von den Älteren unter ihnen.
Im Waffenhandwerk habe ich nie das Geschick der Kriegerinnen erreicht und so wurde ich zur Kundschafterin und Hüterin bestimmt. Hierzu bedurfte es einiger Kenntnisse in der Heilkunde, der Verteidigung, der Kunst, ungesehen durch Feindesland zu reisen und einigen handwerklichen Fähigkeiten, ohne dass man eine dieser Künste zur Perfektion bringen musste. Das kam meinen Fähigkeiten, aber auch meinen Neigungen entgegen. Und so waren meine Aufgaben das Überbringen von Nachrichten, Heilen kleinerer Verletzungen – wenn wir einmal als kleine Gruppe unterwegs waren – und das Reparieren von Waffen und Rüstungsteilen. Ich wars zufrieden und wir zogen von Harlindon nach Minhiriath bis zu den Hithaeglir. Dabei wurde unser Orden von weiteren Eldar, Sindar und Nandor verstärkt. Eine von ihnen war Nellas, die mit Herrin Galadriel nach Eriador gekommen, dann aber in den Wäldern von Minhiriath geblieben war. Ich war erfreut sie wiederzusehen und ihr ging es ähnlich. In den folgenden Jahren waren wir meistens zusammen. Sie erzählte oft von Túrin Turambar, für den sie als Kind schwärmte und dem sie doch nicht helfen konnte, und seinem grausamen Schicksal. So kamen wir auf unseren Wanderungen nach Eregion, in das Reich, welches von Galadriel und Celeborn begründet und geführt wurde und in dem Celebrimbor der Herr der Schmieden war.
Gleichzeitig wurde mir aufgetragen, den freundschaftlichen Kontakt mit den Zwergen Khazad-dums zu suchen und Celebrimbors Weisungen zu folgen. Einerseits, weil sich der Orden erhoffte, etwas von dem begehrten Mithril zu erhalten und andererseits, weil die Sellath es sich zur Aufgabe machten, mit allen freien Völkern Freundschaften und Bündnisse zu schließen und sich des gegenseitigen Beistands zu versichern, falls das Böse wieder mächtig werden sollte. Da sie bereits in Menegroth mit Galadriel zusammengetroffen war, wurde Nellas für die Zeit des Aufenthalts in Eregion dem Gefolge von Herrin Galadriel zugeteilt. Diese herrschte mit Celeborn zu jener Zeit über das Land am Rande der Nebelberge. Nellas bemühte sich sogleich, mich ebenfalls am Hof einzuführen. Und so wurde ich von Zeit zu Zeit mit dem Überbringen von Botschaften an die Zwerge beauftragt. Und so lief mein Leben in den nächsten 4 Jahrhunderten zwischen Ost-in-Edhil und den Toren von Khazad-dum dahin. Während dieser Zeit hatte ich immer wieder kleinere Botengänge für Herrin Galadriel auszuführen, die mich zu den Zwergen brachten. Diese erinnerten mich oft an die Zwerge aus Belegost und einige mögen auch die Nachfahren meiner Langbärte gewesen sein. Jedenfalls gaben sie mir nicht nur immer wieder kleine Gefälligkeiten für meine Herrin mit auf den Weg, sondern weihten mich auch in die Künste des Klingenschmiedens ein. Leider kennen die Naugrim keinerlei Magie. Deshalb kann ich nur brauchbare Messer oder auch ein einfache Dolche herstellen, nicht aber ein Schwert, wie Gurthang oder Narsil.
Damals ahnte kaum jemand, dass die Gier der Zwerge nach dem seltenen Metall, ihr eigentliches Verhängnis werden sollte. Aber das ist eine Geschichte, die nicht an dieser Stelle erzählt werden soll.
Ich sollte dabei helfen, die Elben in Eregion von Annatars wahren Absichten zu überzeugen, aber die meisten von ihnen hörten nicht auf mich. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich wollte nur noch weg. Selbst Nellas konnte mich nicht mehr aufmuntern, zumal sie mir sagte, dass auch Galadriel und Celeborn gedachten, Eregion zu verlassen. Von den Zwergen hatte ich alles gelernt, was sie einer Noldo preisgeben wollten. Die Juwelenschmieden in Eregion behandelten mich wie eine arme Irre und ich wurde nur noch für Hilfsdienste eingesetzt. Nellas war entschlossen, mit Brennil Galadriel auf die andere Seite der Nebelberge zu ziehen, ich wollte zurück zu meiner Mentorin. So liess ich mich denn von der Herrin von meinen Pflichten gegen das Volk von Eregion entbinden, sagte Nellas Lebewohl und zog gen Norden. Nach den letzten Gerüchten, die in Ost-en-Edhil umgingen, waren die Edlen der Sellath belanín »irgendwo weit im Norden« in einer Elbensiedlung, die wie ein Garten angelegt war. Dort zog es mich hin. Dort wollte ich sie finden.
Der Orden war mit der Billigung und Unterstützung von Herrin Galadriel tätig. Da unsere Hilfe aber eher in der Pflege Kranker und Verwundeter, im Aufbau von Siedlungen und der Unterweisung im Anbau von Feldfrüchten und Heilkräutern und deren Anwendung, sowie auch im Schutz und in der Pflege der Pflanzen und Bäume bestand, blieben wir weitgehend unbeachtet. Das war auch gut, denn obwohl viele tapfere Kriegerinnen zum Orden gehörten und wir uns auch gegen größere Orkbanden verteidigen konnten, zogen wir es vor, Scharmützeln so gut es ging aus dem Wege zu gehen.
Nun denn, ich wandte mich also auch nach Westen, in der Absicht der neuen Spur zu folgen. Kurz und gut: Da ich sie meistens um wenige Wochen bis knapp zwei Monate verfehlte, streifte ich auf der Suche nach meinen Ordensschwestern noch ein halbes Jahr durch Eriador. Schließlich gelangte ich in die Nähe von Lindon. Hier, so wurde mir berichtet, sollte die Ordensmeisterin im kommenden Jahr das Fest zur Sonnenwende zelebrieren. Deshalb würde die Abordnung etwa im Frühjahr erwartet. Ausgestattet mit diesem Wissen wandte ich mich gen Westen und zog weiter nach Farlindon hinein. In der Nähe meiner alten Heimstatt beschloß ich, den Herbst und Winter am Meer zu verbringen und die Ankunft der Schwestern im kommenden Frühling abzuwarten. Im späten Frühjahr wurden die Elden der Sellath belanín von Círdan empfangen und auf das Herzlichste begrüßt. Nach dem offiziellen Empfang nutzte ich die Zeit und meldete mich bei meiner ehemaligen Mentorin, Hîril Tergondis. Diese hieß mich in das Lager der Schwestern umziehen, damit ich bei der Vorbereitung des Sonnenwendfestes helfen konnte.
Ein Schwanenschiff aus Númenor
Beim Fest übernahm der Orden eher zeremonielle Aufgaben, so dass die Arbeiten zur Vorbereitung nicht eben schwer waren. Deshalb nutzte ich viele Gelegenheiten, um das Gespräch mit Hîril Tergondis zu suchen. Debei erfuhr ich vieles, das mir neu war. Thranduil, der in Doriath lebte, ist mit überlebenden Sindar über die Nebelberge gezogen und hat im nördlichen Großen Grünwald eine neue Elbensiedlung nach dem Vorbild von Menegroth gegründet. Orks und Drachen sind entlang der Reste der Ered Wethrin gen Osten gezogen. Die Orks haben sich im Nebelgebirge verkrochen. Die Drachen jedoch zogen weiter nach Osten, um ihre Nester in der Dürren Heide zu bauen. Sauron, ehemals Morgoths Truchsess, der lange Zeit im Norden vermutet wurde, ist um das Jahr 1000 in den Südosten nach Mordor gezogen, um sich dort zu verschanzen. Als ich das hörte, musste ich unwillkürlich an den sonderbaren Schmiedemeister bei den Elben in Eregion denken. Aber damals dachte ich nicht weiter darüber nach und vergaß es bald wieder. Brennil Galadriel durchschaute Sauron sofort und warnte die Elben Eregions, aber diese wollten nicht hören. Und so zogen Galadriel und Celeborn mit einigen Getreuen auf die andere Seite der Nebelberge nach Lothlórien.
Was ich nicht vergaß, da es mich direkt betraf, war der Auftrag, den mir Tergondis erteilte. Ich sollte den Elben beim Auf-und Ausbau des Hafens und der Siedlung am Golf von Lhun behilflich sein und die Menschen von Númenor im Namen des Ordens herzlich begrüßen. Den Elben allgemein und dem Orden im Besonderen war es daran gelegen, ein freundschaftliches Verhältnis zu den Nachfahren der Edain aufzubauen. Sie sollten die Menschen, die jetzt an den Küsten und in den Wäldern Eriadors lebten, als Lehrmeister und Hüter begleiten, auf dass diese nicht dem Bösen verfielen. So war ich auf meinen Wanderungen zwischen Lindon und den Häfen der Edain viele Jahre in den Wäldern Minhiriath unterwegs. Hier gab es Buchen und Eichen und an manchen Stellen auch Ulmen. Weiter im Landesinneren gab es auch hohe Tannen. Ich fühlte mich heimisch, fast wie in den Wäldern von Dor-lómin. Aber mit den Jahren spürte ich eine Veränderung bei den Menschen.
Ich half beim Ausbau des Hafens, indem ich einige administrative Aufgaben übernahm, und pflegte den Kontakt zu den Númenórern, die tatsächlich bald übers Meer in den Golf von Lhun kamen. Zuerst besuchten sie nur unsere Anfurten und hatten keine eigenen Siedlungen. Doch bald begannen sie entlang der Küste eigene Häfen und Siedlungen zu bauen, deren wichtigste Vinyalonde war. Viele Jahre wanderte ich regelmäßig zwischen Círdans Hallen, Vinyalonde, dem großen Hafen der Númenórer an der Mündung des Gwathló, und dem Binnenhafen Tharbad hin und her, um Botschaften und Geschenke zu überbringen, Einladungen auszusprechen und Ähnliches mehr. Dabei besuchte ich auch gern die kleineren Siedlungen der Menschen, die auf dem Weg lagen. Hier lebten keine großen Fürsten und die Menschen waren einfach und sehr gastfreundlich. Man musste nicht ständig auf Etikette achten und da ich meistens im Auftrag Círdans oder des Ordens reiste, ich wurde wie eine Herrin empfangen. Für mich hätte es so bleiben können, doch dann kam das Böse zurück nach Mittelerde. Sauron fürchtete die wachsende Macht der Númenórer und rüstete eine Armee aus Orks und Ostlingen in seinem dunklen Reich. Die Elben von Eregion ließen sich von Sauron, den niemand anderes war dieser seltsame Schmied, einlullen und schmiedeten die Ringe der Macht. Nur Celebrimbor erkannte Saurons Plan und schuf die drei Elbenringe ohne dessen Wissen. Das war um das Jahr 1500 und die Überfälle durch Orks und Trolle nahmen zu. Galadriel und Celeborn haben sich nie von Sauron täuschen lassen und waren schon 10 Jahre zuvor nach Lothlórien aufgebrochen. Es dauerte noch fast zweihundert Jahre, in denen Sauron den einen Ring schmiedete und seine Festung Barad-dûr fertigstellte, bevor er die Elben überfiel, um Celebrimors Ringe an sich zu bringen und so seine Macht zu festigen.
Falls es euch interessiert, die Ringe sind (von links nach rechts): Narya, der erst von Círdan getragen und dann an Gandalf übergeben wurde, Vilya, den Elrond trug und Nenya, der Ring von Herrin Galadriel.
Doch dann nahte die lang ersehnte Hilfe. Tar-Minastir kam mit einer gewaltigen Flotte nach Mittelerde und Sauron wurde von den Heeren der Eldar und Númenórer geschlagen. Er zog sich nach Mordor zurück, wo er sich, umgeben von seinen Orks, in Barad-dûr verschanzte. Das war der Beginn eines längeren Friedens in Eriador. Sauron beherrschte fast alle Gebiete östlich des Nebelgebirges, mit Ausnahme Lothlóriens und der nördlich des Düsterwalds gelegenen Lande. Die Númenórer begannen zuerst ihre Häfen zu Festungen auszubauen und dann eigene Reiche an den Küsten Mittelerdes zu errichten, für die sie noch mehr Holz aus den Wäldern brauchten. Sie vergrößerten ihren Einfluß an den Küsten und festigten ihre Macht. Es muss um das Jahr 2000 Z.Z. gewesen sein, als ein Schatten auf Númenor fiel. Waren sie bisher, wenn auch halbherzig zur Pflanzung neuer Bäume bereit gewesen, wurden die Wälder nun einfach abgeholzt. Die Menschen neideten den Elben die Unsterblichkeit. Sie besuchten die Stätten von Gil-galad und Círdan immer seltener und irgendwann mieden die meisten von ihnen die Elben ganz und traten auch den Menschen immer seltener als Mentoren und Lehrer gegenüber, denn als Herrscher.
Die hätten mich mal fragen sollen! lch hätte ihnen schon erzählt, das es gar nicht so toll ist, wenn man als Kind seine Heimat verlassen und zweitausend Jahre in der Verbannung leben muss. Noch dazu in einer Gegend wo überall das Böse lauert und der Tod nicht das Schlimmste ist, was man erleiden kann.
Versteckter Ort in Imladris
So wurde ich, da es für mich nicht mehr zu tun gab, zu Elrond nach Imladris geschickt. Hier sollte ich das Studium der Schriften in Elronds Bibliothek betreiben und einige Zeit innere Einkehr üben. Letzteres, weil unser Orden davon überzeugt war, dass wir einst wieder gegen das Böse kämpfen müssen und nur ein starker Geist widerstehen könnte. In Elronds Hallen gefiel es mir ausnehmend gut. Imladris liegt geschützt in einem Seitental der Nebelberge und hat durch den Fluß und die Imladrisfälle ein angenehmes, nicht zu trockenes Klima. Das war aus damals schon so und für die Elben wurde es eine echte Zuflucht. Als ich die Bibliothek das erste Mal betragt, war ich froh, eine Elbin zu sein. Hier waren Schriften zusammengetragen, die eineinhalb Zeitalter elbischer Geschichte bewahrten, und genauso lange würde es wohl dauern, alle zu studieren.
Da mir die Meditation, bei der man Stunden bewegungslos herumsitzt, schon immer zu esoterisch war, erbat ich die Erlaubnis, Wild- und Heilkräuter im Tal suchen und einen Kräutergarten an einem der sonnigen Hänge anlegen zu dürfen. So könne ich am Leichtesten zur inneren Ruhe gelangen und gleichzeitig noch etwas für die Allgemeinheit tun. Diese Bitte wurde mir gern gewährt und ich verbrachte viele Stunden und Tage damit, die lieblichen Hänge von Imladris auf der Suche nach allen möglichen Pflanzen zu durchstreifen. An einem sonnigen Hang legte ich einen kleinen Kräutergarten an. Hier pflanzte ich auch einige Athelas, deren Samen ich vor langer Zeit von den Númenórern in Vinyalonde bekommen hatte. Mein Kräutergarten war für Außenstehende nicht auf Anhieb als Garten zu erkennen. Die meisten Kräuter gediehen am besten im Halbschatten der Bäume und so pflanzte ich sie nicht in Beeten sondern bunt durcheinander zwischen das Unterholz; so, wie sie sich auch allein verbreiten würden. Das Einzige, was an einen Garten erinnerte, war eine Anzahl schmaler Pfade, die das Areal kreuz und quer durchzogen. Wenn ich hier arbeitete, fühlte ich mich manchmal in meine Jugendzeit in Dor-lómin zurückversetzt. Besonders, weil Herr Elrond mich »Herrin der kleinen Gärten« nannte, wenn er vorüber kam.
Mein Kräutergarten
Bei meinem Studium der Schriften stiess ich auf einige Geschichten über ein kleinwüchsiges Volk, das an den Osthängen des Nebelgebirges leben sollte: Die Periannath. Nun war mein Interesse geweckt und ich versuchte mehr über sie zu erfahren, aber in den Schriften gab es keine weiteren Hinweise. Ich befragte die Elben in der Bibliothek, ob sie mehr über dieses Volk wüssten. Einige waren auf ihrer Wanderung zu Thranduils Reich schon einmal einem dieser sehr scheuen Gesellen begegnet. Sie beschrieben die Periannath übereinstimmend als etwa drei bis vier Fuß große stämmige Leute, mit einem gutmütigen Gesicht und bäuerlichem Auftreten. Ein auffälliges Merkmal war, dass sie kein Schuhwerk zu kennen schienen. Bei allen Begegnungen waren sie barfuß.
Mehr konnte aber niemand über sie berichten und die meisten Elben kannten sie nicht einmal. So fragte ich bei passender Gelegenheit Herrn Elrond selbst über dieses Volk aus. Er antwortete mir lachend, dass ich gerne über die Nebelberge ziehen und das Volk selbst studieren könne, wenn es mir so am Herzen läge. Herr Elrond meinte dies nur im Scherz, aber mich ließ die Idee nicht mehr los. Und nachdem etwas über ein Jahr vergangen und Herr Elrond meine ständigen Betteleien leid war, durfte ich im Frühjahr mit einer Gesandschaft reisen, die nach Lothlórien zog. Nicht zuletzt auch, weil es zu jener Zeit recht friedlich in Mittelerde zuging. Nachdem wir den Pass des Caradhras überquert hatten, verließ ich die Gesandschaft und machte mich in Richtung Loeg Ningloron auf, wo die Periannath leben sollten. Ich war schon sehr gespannt, was mich erwarten würde ...
An den Schwertelfeldern
Die Loeg Ningloron sind heute auch als Schwertelfelder bekannt. Doch schon damals leuchtete das Marschland von gelben Schwertlilien und weiß und blau blühenden Riedgräsern. Nur Periain waren weit und breit nicht zu entdecken. Nach den Erzählungen der Naugrim hatte ich auch nicht erwartet, dass dieses Völkchen so leicht zu finden wäre. Kurz, ich zog während der nächsten Monate kreuz und quer durch die Täler des Anduin und besonders auch durch die Schwertelfelder. Manchmal glaubte ich, den Schatten eines kleinen Jägers oder Fischers zu sehen, aber sobald ich näher kam, um nachzuschauen, war niemand mehr zu finden. Manchmal glaubte ich schon, die Periain hätten ein zweites Gondolin geschaffen, das ohne Hilfe der Bewohner nicht gefunden werden kann. Aber dann traf ich auch wieder häufig auf Wolfsrudel und Orkbanden und dachte mir, dass es eigentlich die beste Strategie sei, unentdeckt zu bleiben. Aber an einem Tag im Frühsommer des Jahres 2619 stieß ich das erste Mal auf eine Frau der Periannath. Sie war komplett in Grün gewandet, was in den Feldern, die ebenfalls in frühlingshaft frischem Grün erstrahlten, eine gute Tarnung war. Aber sie wollte sich gar nicht verbergen, sondern winkte mir freundlich zu. Ich bewegte mich langsam auf die kleine Perian zu und versuchte dabei so wenig bedrohlich auszusehen, wie nur möglich. Das war aber – wie sich gleich darauf herausstellte – gar nicht nötig. Die Frau, deren Alter ich nur schwer schätzen konnte, war sehr zutraulich und erfasste meine Hand, um mir zu zeigen, dass ich sie begleiten sollte.
Dorf der Periannath
Die Älteste
Sie führte mich eine ganze Weile auf verschlungenen Wegen durch grüne Felder und mannshohes Riedgras, bis wir unversehens auf einem befestigten Weg einbogen. Dieser sah gepflegt aus und nach einem kurzen Marsch wurde er von hölzernen Gattern und niedrigen Mauern gesäumt, die als Begrenzung von verschiedenen Feldern errichtet waren. Das Gelände wurde hier immer hügeliger. Bisher hatte die Perian noch kein Wort mit mir gesprochen, aber ihr Blick war offen und freundlich und ihr Gebaren konnte man nur als gastfreundlich bezeichnen. Schließlich gelangten wir zu einem Dorf, das aus niedrigen Behausungen bestand, die mit Grassoden gedeckt und teilweise in die Hügel gebaut waren. Es gab einen zentralen Platz, auf dem der Wochenmarkt abgehalten wurde. Außerdem war dort eine Art Pavillon errichtet, der vermutlich für Feierlichkeiten genutzt wurde. Meine Perian – ja, im Stillen nannte ich sie schon so – führte mich über den Platz zu einer, allem Anschein nach, sehr alten Frau, die das Wort an mich richtete. Die Sprache, in der sie ihre Worte an mich richtete, klange fremd, aber doch irgendwie vertraut. Die Sprache selbst war sehr melodisch und angenehm. Aufgrund meiner Erfahrungen aus der Altvorderenzeit und dem Kontakt mit den Númenórern konnte ich den Dialekt als eine Mischung aus den Sprachen der Edain, hier besonders der des Volkes von Húrin und dem Adûnaischen einordnen. Vielleicht ist das nicht ganz korrekt, aber es gelang mir damit die wichtigsten Begriffe der Sprache zu entschlüsseln. So verstand ich die Rede der Dorfältesten, denn das war die Dame mit der auffälligen Haartracht wohl, zumindest in den wichtigsten Passagen.
Wohnbauten der Holbytla
Das dachte ich jedenfalls. Nun ja, ich wurde von der Dorfgemeinschaft wohlwollend aufgenommen. Soweit stimmte meine Interpretation der Rede. Das meiste von dem, was ich meinte, verstanden zu haben, war aber schlichtweg Unfug, wie ich nach einigen Monaten bei den Periannath – oder Harfüßen, wie sie sich selbst nannten – feststellen musste. Ja, ich durfte im Dorf bleiben! Und weil ich in den folgenden Wochen und Monaten, fast alle Arbeiten, die mir aufgetragen wurden, zur Zufriedenheit der Dorfältesten erfüllte und fleißig ihre Sprache lernte, wurde ich, nach und nach, vom exotischen Wesen aus dem Westen zu einem Mitglied der Dorfgemeinschaft. Die Harfüße waren friedliebend, was ihre Gemeinschaft betraf, dass heißt, sie gingen den Konflikten der großen Welt aus dem Weg, indem sie sich unsichtbar machten. Weder die Menschen von Wilderland, noch die Elben aus dem Grünwald und schon gar nicht Sauron erfuhren je von ihrer Existenz. Auch ich bin ja mehr auf Grund eines Mythos auf die Suche gegangen und das Elrond ausgerechnet mich aussandte, spricht auch eher dafür, dass er dieser Legende keine große Bedeutung beimaß.
Ein Smial von innen
Jetzt jedenfalls war ich ein Teil der dörflichen Gemeinschaft – ich scheue mich, der Periain zu sagen, weil ich mich zu diesem Zeitpunkt wirklich als Eine der ihren fühlte – und erlebte sie hautnah. Im Dorf selbst waren sie keineswegs so konfliktscheu, wie man denken könnte. Es gab regelmäßig Streitigkeiten um Feldgrenzen, um die Frage, wer den größten Kürbis geerntet hat, um das schönste Smial – so nannten sie ihre Behausungen –, die im Übrigen sehr geräumig und gemütlich eingerichtet waren, und um die verschiedensten anderen Kleinigkeiten und Befindlichkeiten eines Dorfes. Da sie zudem auch die Kunst beherrschten, aus vergorenem Getreide und Honig ein berauschendes Getränk zu brauen und dieses gern in geselliger Umgebung, dem sogenannten Wirtshaus, bei einer reichhaltigen Auswahl der verschiedenen Speisen verkosteten, kamm es hier auch regelmäßig zu Streit bis hin zu Raufereien. Aber bevor diese wirklich ernsthaft wurden, gab eine der beteiligten Parteien eine Freirunde dieses »Met« genannten Gebräus aus und alle waren sich wieder gut. Ansonsten waren meine Harfüße sehr hilfsbereit, immer hungrig und stets gut gelaunt.
Die Stoors oder Starren hatten weniger Behaarung an den Füßen, als andere Holbytla (das war die Bezeichnung, die sie sich selbst als Volk gaben) und trugen deshalb in der kalten Jahreszeit auch gern Stiefel, was bei den anderen Sippen verpönt war. Sie waren gute Bauern und ausgezeichnete Fischer und lebten am nördlichen Rande der Schwertelfelder, wo sie genügend Möglichkeiten fanden, Obst und Gemüse anzubauen und im nahegelegenen Anduin oder der Schwertel zu fischen. Anders, als die Angehörigen der anderen Sippen mieden sie das Wasser nicht und konnten auch ganz gut schwimmen.
Die dritte Gruppe, die Harfüße, lebte etwas weiter südlich an den Hängen des Nebelgebirges. Durch die oben erwähnten Wanderungen kamen sie auch in Kontakt mit den Zwergen, die in der Nähe hausten, zu denen sie – nach anfänglichem Misstrauen – freundschftlichen Kontakt hielten. Ihre Tauschgeschäfte führten die Mutigsten von ihnen sogar bis vor die Tore von Khazad-dûm. Sonst verspürten sie jedoch wenig Lust zu weiten Wanderungen ohne ihre Sippe. Sie waren ebenso schmächtig, wie die Falbhäute, aber etwas kleiner und dunkler. Ihre Behausungen lagen vollständig in natürlichen oder gegrabenen Höhlen, so dass man hier von Häusern im eigentlichen Sinne nicht sprechen konnte. Aber auch ihre Höhlen standen in puncto Wohnlichkeit nicht hinter den Behausungen der anderen Sippen zurück. Alles in allem sind die Holbytla liebenswerte und fleißige Geschöpfe, die bisher von den dunklen Schatten des Bösen verschont wurden. Damit das so bleibt ist es wohl das Beste, wenn sie weiter ungestört, in ihrer Abgeschiedenheit ihrem Tagwerk nachgehen können. Zu dieser Sippe gehörten übrigens auch meine Periain, die ich als erstes traf.
Ein Holbytla-Feld
Der Aufenthalt in den verschiedenen Dörfern und die Wanderungen auf den versteckten Pfaden der Holbytla erinnerten mich sehr an meine Zeit in Ossiriand. Auch fand ich in dieser Zeit viele Freunde unter dem kleinen Volk und die Freundschaft zur »Elbin von jenseits der Berge« wurde quasi auf die Kinder vererbt. So kam es, dass ich nahezu zehn Generationen der Holbytla aufwachsen und leider auch vergehen sah, bevor ich sie wieder verlassen musste. Es gab mehrere Pässe über das Nebelgebirge, die in der Nähe von Imladris lagen und besonders auch den Falbhäuten bekannt waren. Aber da ich keinen eiligen Auftrag hatte, beschloß ich mich zuerst nach Süden zu wenden, um meine alte Freundin in Galadriels Reich zu besuchen.Der Abschied von meinen Holbytla war lang und herzlich. Es wurde mir zu Ehren sogar ein Festessen veranstaltet. Aber dann kam der Tag der Trennung. Alle, von der Ältesten bis zum Jüngsten wünschten mir sichere Wege und sagten Lebwohl. Ein Wiedersehen aber, hörte ich von keinem. Sie ahnten wohl schon, dass eine sehr lange Zeit vergehen würde, bis es dazu käme.
Dörflicher Pfad
Hier erfuhr ich auch, was sich in der Zeit meiner Abwesenheit in der Welt zugetragen hatte. Die Bewohner Númenors hatten sich den Eldar entfremdet. Ihre neuen Könige wählten adúnaische Namen, mieden und verboten den Kontakt zu den Elben und bauten ihre Häfen in Mittelerde zu mächtigen Festungen aus. Herrin Galadriel und Herr Celeborn beobachteten diese Entwicklung mit wachsender Sorge. Sie befürchteten Sauron Schatten könnte auf die Nachkommen der Edain gefallen sein und waren deshlab nach Lindon aufgebrochen, um sich mit Cirdan und Gil-galad zu beraten. Saurons Verbündete streiften durch Rhovannion und die südlichen Lande, wagten es aber nicht die Häfen der Númenórer anzugreifen. Es war im Jahr 3254 oder 3255, ich hatte meine Arbeit an den Aufzeichnungen schon vor drei Jahren beendet, als die Kunde von einem Bürgerkrieg auf Númenor zu uns drang. Elros' Volk war gespalten in die Getreuen, die Valar und Eldar weiterhin verehrten und achteten und die Königsmänner, die selbst Götter und unsterblich sein wollten. Der Bürgerkrieg endete mit dem Sieg der Königsmänner. Tar-Calion, der Sohn Gimilkhâds, nahm die Krone und nannte sich fortan Ar-Pharazôn. Im fünften Jahr seiner Herrschaft rüstete er eine gewaltige Flotte aus und sandte sie nach Umbar, um Sauron zu schlagen, der seinerseits ein Heer gegen die Festungen der Menschen aufgestellt hatte, da er ihre Macht zu fürchten begann. Damit war das Verhängnis Númenors besiegelt. Sauron ließ sich als Geisel nach Númenor bringen, wo er in den folgenden Jahren den Geist er Menschen und ihres Königs vergiftete. König Ar-Pharazôn ließ einen Tempel für Morgoth errichten und fällte auch den weißen Baum Nimloth. Die Getreuen unter den Númenórern wurden immer gnadenloser verfolgt und es gibt Gerüchte, dass die Gefangfenen in Morgoths Tempel geopfert wurden. Die Kunde erreichte die Elben über einige der Getreuen, denen die Flucht von Númenor gelungen war. Doch das alles war nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte...
Der Weg vom Hulstentor bis nach Imladris war ereignislos und schnell bewältigt. In Imladris übergab ich die Schriftrollen an Elronds Bibliothekar und wartete auf weitere Aufgaben, die mir der Rat von Imladris erteilen würde. In Gesprächen mit Glorfindel erfuhr ich, dass die Númenórer Umbar zu einer großen Festung ausgebaut und den Hafen von Pelargir errichtet hatten. Auch dass es zu Streitigkeiten unter den Númenórern gekommen war. Die einen hielten weiter zu den Eldar und pflegten den Kontakt so gut es ging, während die anderen alle Kontakte zu Elben verboten und auch die Valar nicht mehr ehrten. Etwa zu dieser Zeit sind auch die Nazgúl das erste Mal in Mittelerde erschienen. Die Nazgúl, oder Ringgeister waren neun Könige der Menschen (hauptsächlich aus dem Süden oder Osten) die einst einen der Ringe der Macht erhielten und dadurch zu Saurons Dienern wurden. Mit der Zeit war nichts Lebendiges mehr an ihnen und sie waren Schatten, die vollständig dem Bösen verfallen waren.
Die letzten Überlebenden der Edain waren Getreue um Elendil, den Langen, und seine Söhne Anárion und Isildur, die auf neun Schiffen von Numenor flüchten konnten und die Siedler, die ohnehin in den Häfen von Mittelerde lebten. Im Jahr 3320 gründeten Elendil und seine Söhn die Reiche in der Verbannung: Arnor im Norden und Gondor im Süden. Elendil nahm seine Residenz in Annuminas am See Nenuial, Anarion lebte in Minas Anor und Isildur in Minas Ithil. Dort, sowie im höchsten der weißen Türme, auf dem Amon Sûl, im Orthanc und im Sternendom Osgiliaths wurden die Palantíri, die sehenden Steine aus Númenor aufbewahrt.
Aber nicht nur die Getreuen, die Freunde der Elben, lebten nun in Mittelerde. Unter den Siedlern waren auch viele Königsmänner oder schwarze Númenórer, die die Gefolgschaft zu Sauron und ein unbändiger Haß auf die Getreuen einte. Sauron war mit Númenor untergegangen, aber nicht tot, sondern nur geschwächt. Sein Geist kehrte nach Mordor zurück und sann auf Rache. Die ihm ergebenen schwarzen Númenórer waren nur zu gern bereit, ihm dabei zu dienen. Es sollte aber noch 100 Jahre dauern, bis er wieder stark genug war, Mittelerde mit Krieg zu bedrohen.
In diesen hundert Jahren blieb ich in Imladris, erledigte einige kleinere Aufträge und hatte ein ruhiges Leben. Ich hätte gern einmal meine Holbytla auf der anderen Seite des Nebelgebirges besucht, aber da Orks und Warge, eine neue, größere und tückische Art Wölfe, in großen Scharen durch die Berge streiften, verbot Herr Elrond alle Ausflüge in den Osten. Die Reiche der Menschen, die sich nun Dúnedain nannten, erstarkten und waren mit den Elben aus Imladris, aus Gil-galads Reich und den Elben von Lothlórien freundschaftlich verbunden. Es war das Jahr 3429, als Sauron sich wieder rührte. Immer mehr Menschen aus dem Osten und Süden zog er in Mordor zusammen und woher die ungezählten Orks kamen, konnten auch die Weisesten unter den Eldar nicht erklären. Mit einem gewaltigen Heer griff er Gondor an und eroberte Minas Ithil. Dort ließ er den weißen Baum verbrennen und zog weiter nach Westen. Während Isildur über den Anduin entkam und nach Norden zu Elendil ging, verteidigte Anárion Osgiliath und Minas Anor.
Das letzte Bündnis: Dagor dagorlad
Vier Jahre später war es dann soweit. Die vereinten Heere der Menschen und Elben zogen über das Nebelgebirge zur Dagorlad, der wüsten Ebene vor dem Morannon. Einige Naugrim schlossen sich ihnen auch noch an. Sauron und seine Armeen erwarteten sie bereits. Die Schlacht tobte viele Wochen mit wechselndem Erfolg. Als am Ende Saurons Truppen zurückgedrängt wurden, waren viele Kämpfer des Bündnisses gefallen, unter ihnen auch viele der Sellath belanín. Aber schließlich wurde der Morannon überrannt und große Teile Mordors vom Heer der Elben und Menschen besetzt und Barad-dûr, der schwarze Turm umzingelt. Sieben lange Jahre wurde Sauron in Barad-dûr belagert und es sah so aus, als hätte sich der Gegner stark geschwächt in sein Versteck verkrochen. Aber es war eine trügerische Ruhe. Nach sieben Jahren marschierte Saurons gewaltige Armee aus Orks und Ostlingen an den Hängen des Orodruin auf. Sie traten gegen die gegen die Heere der Elben und Menschen an und zuerst sah es so aus, als würde das Bündnis obsiegen. Doch dann erschien Sauron selbst. Hier am Schicksalsberg hatte der Ring seine größte Macht: »Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul, ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul« – »Ein Ring sie zu knechten ...« gleichzeitig erfüllte sich wieder einmal der Fluch der Noldor...
Sauron mähte die Krieger der Elben und Menschen reihenweise nieder. Selbst Elendil und Gil-galad wurden erschlagen, wie fast alle der noch lebenden Ordensschwestern. So auch meine Mentorin Hîril Tergondis. Und wahrscheinlich auch meine liebe Nellas, denn ich habe seither nie wieder von ihr gehört. Am Ende, als Isildur den Finger mit dem Ring von Saurons Hand trennte, war das Bündnis siegreich – aber zu welch' einem Preis!
Während meine Schwestern auf dem Schlachtfeld ihr Leben ließen, war ich weit entfernt, mit einem vertraulichen Auftrag von Hîr Elrond zu Círdan unterwegs. Vermutlich kann ich heute nur deshalb von den Geschehnissen am Ende des Zweiten Zeitalters berichten.