User:Belsaia/History of Belsandis - Chapter 1

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-Zur ÜbersichtBelsandis' Geschichte - Teil II

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Das Erste Zeitalter

Wann das erste Zeitalter begann ist eine beliebte Streitfrage unter den Weisen. Aber egal, ob es mit der Schaffung der zwei Bäume oder dem Erwachen der Elben begann oder mit dem Aufgang der Sonne über Mittelerde, am Ende war es eine Zeit gewaltiger Schlachten und auch großen Leides unter den Eldar und Edain.











s war im Ersten Zeitalter, in den letzten Jahren der Bäume, im stolzen Tirion, welches früher Kôr hieß, als ich als Caldryeldë (Caldrons Tochter) geboren wurde. Ich stamme aus keinem fürstlichen Geschlecht. Mein Vater, Caldron, gehörte zum Gefolge Fingolfins. Lenwelyë, meine Mutter, war eine Teler. Die Beiden begegneten sich auf der großen Wanderung als die Quendi durch die Ebenen von Calenardhon zogen. Damals waren sie noch zu jung für eine Heirat, dennoch fassten sie Zuneigung zueinander. Sie waren auf der Wanderung stets beisammen und bereiteten sich wärend der Rast am Sîr Angren schon auf das Erwachsensein vor, als die Eldar gen Westen aufbrachen. Sie wurden getrennt und verloren sich für lange Zeit aus den Augen. Trotzdem vergaß einer den anderen nicht. Erst als auch die Teleri Aman erreichten, fand mein Vater Lenwelyë, seine große Liebe, wieder und sie heirateten. Doch sie fühlte sich fremd in Kór. Hier lebten nur wenige Teleri und sie empfand das Lautespiel der Noldor – obwohl sie auch darin sehr kunstfertig waren – als grob und ohne Gefühl. In ihren Liedern besang sie die Liebe und Sehnsucht zum Meer und so kam es, dass mein Vater Lenwelyë zuliebe Tirion verlies und ans Meer zog. Allerdings nicht nach Alqualonde, sondern in eine kleine Siedlung nahe des Calacirya. Bis hierher entfaltete das Licht von Telperion und Laurelin noch seine magische Kraft und meine Mutter sang für uns Kinder oft Lieder über die Valar und die Musik der Welt.


Wir Kinder, das waren meine beiden älteren Brüder und ich, sind alle in Tirion geboren, da – sei es durch Zufall oder Absicht – unsere Eltern jedesmal kurz vor der Niederkunft in die weiße Stadt reisten. Sonst waren wir eher selten dort. Am Schönsten war ohnehin das Spiel am Strand. Oft war ich dort mit meinen Brüdern zusammen, wir liefen mit dem Wind um die Wette und spielten Fangen mit den Wellen. Oft flocht ich Muscheln oder Seesterne, die ich am Strand aufgesammelt hatte, in mein Haar und meine Brüder riefen mich Ulmos Braut. Nur einmal, als ich einen lebendigen Oktopus, so einen kleinen, blau wie Lapislazuli, zur Verzierung meiner Haare benutzt hatte, gab es richtig Ärger zu Hause. Meine Mutter hielt mir einen langen Vortrag über das Wesen der Natur und dass man alles Leben darin, ob groß oder klein, achten und damit keinen Scherz treiben sollte. Und damit ich das auch nicht vergaß, musste ich drei Wochen lang jeden Tag die Muschelbänke bei den Klippen putzen.


Laurelin und Telperion

Von den Vettern meiner Mutter lernten wir, meine Brüder, einige ihrer Freunde und ich, den Umgang mit dem Bogen. Auch Boote bauen und diese auf dem Meer zu steuern, brachten sie uns bei. Nun, es waren kleine Boote und nicht die stolzen weißen Segler der Schiffbauer aus Alqualonde, aber wir waren glücklich, wenn wir damit die Brandung durchschnitten. Die salzige Luft, den Wind im Haar und das Licht der beiden Bäume – ich wollte nie an einem anderen Ort sein. Dann gab es einen leichten Aufruhr unter den Eldar, Feanors Verbannung aus Tirion war in aller Munde. Aber eine Siebzehnjährige hat ganz andere Probleme zu lösen und deshalb nur wenig Interesse an den allgemeinen Vorkommnissen. Erwachsenwerden ist auch für Elben mit Irrungen und Wirrungen verbunden und man fühlt sich als Mittelpunkt der Welt und von allen unverstanden. Einige Zeit später, in dem Monat, als ich meine Volljährigkeit erlangen sollte, wir bereiteten uns auf eine Reise zum großen Fest nach Valimar vor, als Melkor und Ungolianth in Valinor eindrangen und die beiden Bäume vergifteten. Für die Valar und die Elben begann eine dunkle Zeit. Zuerst lebten wir noch in unserem Haus am Meer. Das Licht der Bäume fehlte uns, aber es war nicht ganz finster. Sterne leuchteten über uns und an den Wegen und Häusern wiesen kunstvoll gestaltete Lampen den Weg. Auch das Meer hatte sein eigenes Leuchten nicht verloren.


Doch dann stahl Melkor die Silmaril und floh in die Großen Lande. Von Verblendung getrieben (wie ich heute weiß) schwor Feanor seinen unseligen Eid, der Ursache für die schlimmsten Verfehlungen von Elben gegen Elben werden sollte. Um seinen Eid einlösen und Melkor, der nun Morgoth genannt wurde, nach Mittelerde verfolgen zu können, brauchte Feanor für sich und seine Schar Schiffe, die stark genug waren, das trennende Meer zu befahren. Solche Schiffe wurden nur von den Teleri in Alqualonde gebaut. Doch ihr König Olwe, verweigerte seine Unterstützung und versuchte Feanor von seinem Vorhaben, nach Mittelerde zu gelangen, abzubringen. Daraufhin nahm Feanor die Schiffe mit Gewalt und es kam zu dem, was als Sippenmord von Alqualonde in die Geschichte einging. – Es sollte nicht der letzte bleiben ...





as folgte, war eine Zerreissprobe für unsere Familie. Denn, obwohl sich mein Vater gegen Feanor gewandt und auf der Seite der Teleri gekämpft hatte, wollten er und meine Brüder Fingolfin auf dem Weg nach Mittelerde folgen, meine Mutter hätte es vorgezogen, bei den Teleri bleiben, um die Verwundeten unter ihren Verwandten zu pflegen. Ich wollte eigentlich nur, dass alles so wird, wie früher, als die Bäume noch ihr Licht spendeten. Schließlich setzte sich mein Vater durch und wir zogen mit Fingolfins Schar nach Norden. Heute, nachdem ich weiß, was geschah muss ich sagen, leider setzte er sich durch.


Wir zogen viele Meilen gen Norden, entlang unwirtlicher Gestade und in trauriger Erinnerung an das verlorene Licht der Bäume. In Araman wurde den Noldoli das böse Schicksal geweissagt, wenn sie weiterzögen. Nur Finarfin und sein Gefolge kehrten daraufhin um. Fingolfin – und somit auch wir – zogen weiter. So kamen wir zur Helcaraxe. Neben der Eisenhölle von Angband und der düsteren Festung Utumno musste das einer der schrecklichsten Orte Ardas sein! Ständig tobten Stürme und das Eis riß immer wieder vor und hinter uns auf. Ganze Berge von Eis stürzten in das wild tobende Wasser und rissen auch viele Elben mit in die Tiefe. Als wir schon fast drei Viertel der Eiswüste passiert hatten, passierte das Unglück. Hinter der Hauptschar, zu der auch mein Vater und meine Brüder gehörten, die ich an diesem Tage begleitete, brach plötzlich das Eis auf. Elenwe, Turgons Weib, ihre Dienerinnen zu denen auch meine Mutter gehörte und einige Kinder waren auf einer großen Eisscholle gefangen. Der Riss wurde immer breiter und das Wasser trieb Scholle um Scholle aufeinander, so dass sich bereits ein ganzer Berg an der einen Seite der Scholle gebildet hatte. Die Scholle, auf der die Frauen waren, neigte sich bereits bedenklich zur Seite. Während die Anführer noch überlegten, was zu tun ist, stieß ein weiterer Eisberg gegen die nun schon steil aufgerichtete Scholle und mit einem gewaltigen Getöse kippte sie um und begrub alle, die darauf gewesen waren, unter sich. Wir konnten keines der Leben retten, wer nicht vonm Eise erschlagen wurde, ertrank in den eisigen Fluten. So auch Olwes Frau und meine Mutter. Es waren nicht die letzten Opfer, noch viele mussten auf diesem Zug ihr Leben lassen...


Aber ich sollte euch nicht mein meinen Sentiments langweilen, also zurück zu meiner Geschichte:













m Gefolge von Fingolfin erreichten wir Mithrim und sahen, wie er im Schein der aufgehenden Sonne sein blaues Banner aufpflanzte. Hier hatten Feanor und sein Gefolge die Dagor-nuin-Giliath, die Schlacht unter Sternen siegreich ausgefochten. Und hier war Feanor gestorben. Das Zeitalter der Sterne war vorüber. Doch obwohl das Land nun von Morgoths Kreaturen befreit war, hatte Fingolfin keine Freundschaft für Feanors Volk. Fingolfin und seine Getreuen zogen weiter nach Angband, um den Feind herauszufordern. Unsere Familie jedoch, dass, was davon übrig war, fand endlich Zeit zur Trauer. Als Fingolfins Heer bereits auf dem Rückmarsch war, zogen wir weiter nach Süden.


Wald in Dor-Lómin

In Dor-lómin ließen wir uns nieder. Obwohl es nicht am Meer lag, war es doch ein angenehmer Ort und wurde uns für einige Zeit zur Wohnstatt. Es gab ausgedehnte Buchen- und Eichenwälder, an den Hängen der Berge standen schlanke Birken, deren Stämme im Sonnenlicht besonders schön leuchteten. Mir gefiel das Land und ich streifte gern durch die Wälder. Das Rauschen der Wälder war dem Meeresrauschen nicht unähnlich und anstelle der Fische gab es hier Füchse, Eichhörnchen, Rehe und natürlich viele Vögel.


Dor-lómin

Wir lebten in einer schönen Siedlung an den Hängen der Ered Wethrin, die von den Sindar lange vor unserer Ankunft angelegt und von den ankommenden Noldor erweitert worden war. Die Siedlung war nur mäßig befestigt, da wir auf den Schutz durch die Wehrtürme und Festungen auf der östlichen Bergkette vertrauten. Die Sindar nahmen uns als Nachbarn und Freunde in ihre Gemeinschaft auf und es war für uns eine schöne Zeit. Leider nicht ohne Kämpfe, denn schon nach etwa 60 Sonnenjahren griffen uns Orks aus Morgoths dunkler Feste an. Aber in der Dagor Aglareb waren die Noldor noch siegreich. Aufgeschreckt durch den unerwarteten Angriff wurden die Reiche der Noldor in den folgenden 400 Jahren befestigt und wir hatten ein weitgehend sorgenfreies Leben.


Da ich zwar volljährig war, aber noch nicht bereit für eine Verbindung mit einem Gemahl, nutzte ich die Zeit und legte verschiedene Gärten mit Kräutern, Heilpflanzen und Blumen und auch einen kleinen Irrgarten rund um unser Heim an. Meine Liebe galt zu dieser Zeit ganz den Pflanzen und Blumen, denn in unserer Siedlung gab es keinen Elben passenden Alters, der mir gefallen hätte und in die Festungen zu den strahlenden Kriegern wurde ich nicht mitgenommen. Irgendwann in dieser Zeit, als die Noldor im östlichen Dor-lómin schon davon sprachen, dass man »das Blütenmeer« überqueren muss, um zu Caldrons Haus zu gelangen, gab mir der ältere meiner Brüder den Namen Belsandis, was soviel, wie Herrin der großen Gärten bedeutet. Ich gefiel mir in der Rolle der Herrin der Gärten und inspizierte regelmäßig mein Refugium. Zu dieser Zeit hatte man in Dor-lomin nicht zu befürchten und ich konnte mich frei bewegen. Angband und die Tangorodrim wurden von Wachtürmen umzingelt, so dass ein unbemerkter Ausfall nahezu unmöglich war. Nahezu. Denn auf dass, was dann kam, waren wir nicht vorbereitet: Die Dagor Bragollach. Dorthonion wurde verwüstet, Angrod und Aegnor fielen und aus Ard-galen (Die grüne Gegend) wurde Anfauglith (Der erstickende Staub).


Dagor bragollach: Feuer von den Thangorodrim

König Fingolfin ritt nach Angband, um den Feind im Zweikampf zu stellen. Das war zwar ehrenvoll, aber auch töricht. Er hätte wissen müssen, dass ein Noldo keine wirkliche Chance gegen einen Vala hat. Aber er hat Morgoth mehrere, teils schwere Wunden beigebracht, von denen dieser sich nie erholt hat. Während der ganzen Zeit und auch in den Jahren danach waren wir an den Grenzen Hithlums mit der Verteidigung gegen die immer wieder einfallenden Orks beschäftigt. Dabei wurden wir von den Atani unterstützt, die es nach der Zerstörung von Dorthonion nach Dor-lómin verschlagen hatte. Der vielen Angriffe durch Banden von Orks und Ostlingen überdrüssig, bereiteten Fingon, Maedros und weitere Fürsten der Eldar und Atani einen neuen Angriff auf Morgoth vor. Doch was als Zerschlagung von Angband und Sieg über Morgoth geplant war, endete als Dagor Nirnaeth Arnoediad – die Schlacht der ungezählten Tränen. Die Reiche der Noldor im Norden – außer Gondolin – hörten auf zu existieren. Fast alle Krieger der Elben, Menschen und Zwerge wurden erschlagen, darunter auch meine beiden Brüder, die an Fingons Seite kämpften. Die Überlebenen und viele der Elben aus Hithlum wurden als Sklaven in die Eisenhöllen von Angband verschleppt. Wahrscheinlich ereilte auch meinen Vater dieses Schicksal. Nach der Schlacht haben wir uns mit anderen Elben in die Ered Wethrin zurückgezogen. Aber eines Tages kamen er und sein kleiner Trupp nicht von der Jagd zurück.Trotz gemeinsamer Suche fanden wir von keinem der Gefährten die kleinste Spur. Kurze Zeit darauf verbreitete sich das Gerücht, dass Orkbanden auf der Jagd nach neuen Sklaven für Angband durch Dor-lómin streiften. Ich hoffe, dass meinem Vater dieses Schicksal erspart blieb, aber ich habe ihn nie wieder gesehen.




er Rest der Eldar und einige Edain aus dem Hause Húrins zogen über den Pass der Ered Wethrin nach Beleriand und weiter nach Nargothrond. Mich nahmen sie mit, denn nach elbischem Maßstab war ich immer noch sehr jung und unerfahren. Am Narog wurden wir von Orodreths Wächtern überrascht und mussten einige Zeit warten, bis unser Zug die Erlaubnis erhielt, die Stadt zu betreten. Als wir durch das dreiflüglige Tor in die Stadt zogen, war ich ob ihrer Pracht geblendet. Das, was Finrod hier mit Hilfe der Zwerge erschaffen hatte, hielt einem Vergleich mit Gondolin bzw. dem, was ich darüber gehört hatte stand. Nur eines störte mich, man konnte in dieser Höhlenfestung die Sterne nicht sehen. Nach außen hin war Nargothrond eine Festung gut geschützt gegen jeden Angriff, so dachten wir damals. Da wir von Orodreths Gefolge freundlich aufgenommen wurden konnten wir seit langer Zeit das erste Mal sorgenfrei schlafen und die zurückliegenden Kümmernisse tief in den Erinnerungen vergraben. In den kommenden Wochen richteten wir uns in der Höhlenfestung ein und nutzten die Zeit zur Genesung oder zur Trauer. Es kam ein Tag der Entscheidung, wollten wir bleiben und uns in die Dienste des Herren von Nargothrond begeben oder weiterziehen? Alle Menschen und viele der Elben blieben in Finrods Reich. Einige aber zog es weiter. Sie wollten nach Doriath in Thingols Reich. Ihnen schloss ich mich an, da mich das Höhlenleben schon schwermütig machte.


Das war natürlich ganz und gar leichtsinnig, denn erstens war ich ja wirklich noch viel zu unerfahren, um in der Wildnis fremder Lande zwischen Orks und Wegelagerern herumzustreichen und zum Anderen kannte ich natürlich auch die Abneigung Thingols gegen die Noldor. Das einer Noldo, wenn auch nur zur Hälfte, der Zugang zu seinem Reich gewährt würde, war mehr als fraglich.








Eingang zu Menegroth

ber ich hatte Glück! Mit dem Hinweis, das meine Mutter eine Teler war und nach einigen Wochen Wartezeit erhielt ich die Erlaubnis, Doriath zu betreten. Das war etwa zu der Zeit, als auch Túrin, der später als Turambar und Mormegil bekannt werden sollte, bei Thingol eintraf. Túrin war damals noch ein Knabe, wurde aber als Sohn von Húrin Thalion mit allen Ehren von Thingol aufgenommen. Von mir kann ich das leider nicht behaupten, ich durfte in die Stadt, aber das war es dann auch. Der Gebrauch des Quenya war verboten und das Sindarin, welches meine Mutter mit mir pflegte unterschied sich doch in einigen Dingen von dem Doriaths. Anfänglich hatte ich doch einige Probleme mit den Bewohnern von Doriath. An das Leben unter der Erde konnte und wollte ich mich nicht gewöhnen. In Dor-lómin hatten wir Häuser und Hallen, die sich an die Wälder anpassten und von Licht durchflutet waren. Höhlen waren etwas für Maulwürfe – und Naugrim! Aber ich traf jemanden, der ähnlich empfand. Nellas war eine junge Nando, die ebenfalls eine Abneigung gegen die Höhlen von Menegroth hatte. Sie betrat die Höhlen eigentlich nie und streifte lieber draußen in den Wäldern umher. Dort beobachtete sie auch Túrin, sobald er die Grotten verließ. Sie hatte wohl einen Narren an diesem Atani gefressen. Ich habe nie erfahren, warum – aber ich habe auch nie gefragt.


Durch die gemeinsame Abneigung gegen unterirdische Hallen und Gänge kamen wir ins Gespräch. Aus einer anfänglichen gemeinsamen Aversion entstand im Laufe der Jahre eine Freundschaft, wie sie für Elben typisch ist. Solange die Pfade des Schicksals nebeneinander verlaufen besteht eine Gemeinschaft, die auf einer Seelenverwandschaft beruht und nur weniger Worte bedarf. Trennen sich die Wege, tritt die Freundschaft in den Hintergrund ohne je zu verlöschen, um beim ersten Wiederaufeinandertreffen nahtlos an den letzen gemeinsamen Tag anzuknüpfen. Nellas wurde wie eine kleine Schwester für mich. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, habe ich dem Mädchen damals eine große Bürde aufgeladen – sie sollte mir die verlorene Familie ersetzen!


In Doriath legte ich auch meine alten Namen ab und ließ mich nur noch Belsandis, dem Sindarin-Namen, rufen. Ich verweilte noch einige Zeit in Doriath und lernte dort, einen eigenen Haushalt zu führen und auf mich selbst aufzupassen. In Menegroth habe ich mich nie heimisch gefühlt. Ich war immer eine Fremde und wurde auch so behandelt. Dazu kam noch dass die Hallen und Höhlen trotz ihrer Weite etwas Erdrückendes für mich hatten. So beschloss ich an einem Frühlingsmorgen des neunten oder zehnten Jahres in Doriath, meine Zelte hier abzubrechen. Aber wohin sollte ich gehen? Der Weg nach Nargothrond war gefährlich Talath Dirnen, die Bewachte Ebene, wurde bereits von den Orks aus dem Norden heimgesucht und aus Dorthonion, dem Land der Kiefern, war schon lange Taur-nu-Fuin, Das Land des Nachtschatten, geworden. So wandte ich mich nach Osten. Ich verpackte mein gesamtes Hab und Gut, beschaffte mir ein Pferd und verqabschiedete mich von meiner Freundin Nellas, die mich nicht begleiten konnte, da sie unter der Obhut von Herrin Galadriel stand. So begleitete sie mich noch bis zur Straße nördlich von Doriath und kehrte dann nach Menegroth zurück. Auf der Zwergenstraße von Menegroth nach Osten zog ich zu den Blauen Bergen. Auch hier gab es Gefahren, so führte die Straße dicht an der Stelle vorbei, die Ungolianth, die schreckliche Riesenspinne, nach ihrer Flucht aus Valinor zur Heimstatt für ihre Brut gewählt hatte. Mag sein, dass sie satt war, mag sein, dass ich ungesehen blieb – jedenfalls habe ich diese Strecke unbeschadet passiert und war meinem Ziel, mich am Rand von Ossiriand niederzulassen, ein gutes Stück näher gekommen.















Ulme in Ossiriand

ch ja, Ossiriand... Das Land der Ulmenwälder. Hier lebten Menschen, Zwerge und Elben – Sindar und Nandor – die umherwanderten oder verstreut lebten, einträchtig nebeneinander. Ich ließ mich am Fuße der Blauen Berge, in der Nähe der Zwergenstraße nieder. So konnte ich mir einerseits die Unterstützung der Zwerge bei der Errichtung meines neuen Heims sichern und erfuhr von den Durchreisenden wichtige Neuigkeiten und lebte andererseits in der Abgeschiedenheit der Ulmenwälder. Hier schloß ich auch die erste wirkliche Bekanntschaft mit einem Naugrim. Ich weiß, die Kinder Aules nannten sich Khazâd, was im Sindarin Hadhod entspräche, aber wir Elben nannten sie meistens die Naugrim - die Kurzgewachsenen. Ich hatte mein Haus, das komplett aus Holz erbaut war und große Fenster hatte, gerade erst bezogen, da kam so ein stämmiger, kurzgewachsener Kerl zur Tür und fragte, ob ich Bedarf an Schwertern, Messern oder Äxten hätte. Ich verneinet und erklärte ihm, dass ich über einen kleinen Vorrat an Eisen und die nötigen handwerklichen Fähigkeiten verfüge, um derlei Gerätschaften selbst herzustellen. Da horchte er interessiert auf und so kamen wir ins Gespräch. Ich erfuhr, dass in der Nachbarschaft meines Heims zwei durchaus bedeutende Zwergenstädte lagen: Belegost und Nogrod. Da war ich extra in die Berge gezogen, um den Reichen und ihren Fürstenhäusern den Rücken zu kehren und dann hatte ich die Fürstenresidenz einen anderen Volkes gleich nebenan. So kann es gehen!


Der Naugrim erbat sich, eine Probe meiner Schmiedekunst sehen zu dürfen. Ich zeigte ihm einen kleinen Dolch, den ich noch in Menegroth gefertigt hatte und häufig für die Jagd benutzte. Er sprach sich lobend über die feinen Verzierungen und die Schärfe der Klinge aus und versprach, mich in einem oder zwei Monaten wieder zu besuchen und noch etwas über das Schmiedehandwerk beizubringen. Bolin, so hieß der Naugrim, kam tatsächlich nach Ablauf eines Monats zurück. Jedoch kam er nicht allein, sondern stand zusammen mit 23 weiteren Zwergen in meinem Haus. Er stellte vergnügt seine Vettern vor und meinte, wenn ich bereit wäre in der nächsten Zeit für gutes Essen und vor allem reichlich Bier zu sorgen, würden sie bis zum Winter aus meiner Hütte ein standesgemäßes und vor allem wehrhaftes Domizil machen. Das sei schließlich die Voraussetzung bevor er mich in die Kunst der zwergischen Metallbearbeitung unterweisen könne. Ich hatte keine Vorstellung, was die Naugrim machen wollten, ließ sie aber gewähren, unter der Bedingung, das mein Haus nicht angetastet wird.


Ossiriand

Nach gut fünf Monaten emsigen Arbeitens waren sie tatsächlich fertig. Ich war nun stolze Besitzerin eines Heims, das ein Mittelding zwischen Bauernhof, Wirtshaus und Festung war. Eine große Scheune, eine Schmiede, ein Wohnhaus und eine riesige Küche umschlossen ein quadratisches Gelände. Nach außen waren die Gebäude mit massiven Steinen verkleidet und hatten nur wenige und schmale Fenster. Zum Innenhof hin, den man durch eine überbaute Lücke zwischen Küche und Wohnhaus erreichte, war alles licht und großzügig gehalten. Bodentiefe Fenster, Steinbänke, die zum Verweilen einluden, einen kleinen Garten und einen Springbrunnen, für den sie extra eine nahegelegene Quelle umgeleitet hatten – ein wahrhaft fürstliches Anwesen! Mein Haus stand in diesem Innenhof auf der Südwestseite, nahe des Wohngebäudes und sah wie eine Gartenlaube aus. Der Zugang zum Innenhof konnte mit einem schweren zweiflügeligen Tor aus eisenbeschlagenem Eichenholz verschlossen werden, so brauchte ich auch marodierende Orks nicht fürchten.


Natürlich fragte ich Bolin nach seinen Beweggründen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Zwerge dies alles ganz uneigennützig erbaut hatten. Auch wenn ich mir zwischenzeitlich wie eine Küchenmamsell und Wirtin vorkam, schien Kost und Logis doch etwas wenig Lohn für dieses Bauwerk. Grinsend erklärte mir Bolin, dass die Naugrim von Belegost schon lange eine Stätte errichten wollten, in der sie auf ihren Reisen nach Doriath und zurück einkehren, sich an Speis und Trank laben und, wenn die Nacht nicht mehr fern war, auch übernachten könnten. Aber bisher hatte sich kein Zwerg gefunden, der so weit entfernt von den Zwergenbehausungen leben wollte. Den Auschlag hätte dann mein kleiner Dolch gegeben: Wer Metall so bearbeiten kann, muss etwas vom zwergischen Geist in sich tragen und ein Freund der Khazâd sein. So wurde ich also quasi über Nacht zur Besitzerin einer Zwergenherberge! Ich war noch mit diesem recht unerfreulichen Gedanken beschäftigt, als Bolin eintrat und fuhr ihn ziemlich unwirsch an: »Falls irgendwer versucht, hier ein Schild mit der Aufschrift ›Gasthaus Zur lustigen Elbin‹ oder ähnlichem Unfug anzubringen, werde ich alle anwesenden Zwerge fürchterlich verprügeln. Ich gewähre Euch jederzeit Gastfreundschaft, aber ich bin nicht Eure Schankwirtin!« Der Naugrim lachte in seiner kehligen Art und meinte, das wäre auch ein hübscher Name für das Anwesen, doch er würde Edhelion Manor bevorzugen.


In den Jahren bis zum Krieg des Zorns besuchten mich Bolin und seine Gesellen noch häufiger und brachten mir, wie sie es versprochen hatten, die zwergische Kunst des Waffen- und Werkzeugschmiedens bei. Dabei verließen sie sich immer darauf, dass für ein gutes Mahl und ausreichend Trank gesorgt war. Die Zwerge aus Belegost waren schon ein lustiges Völkchen, auch wenn ihr Humor für Elben mehr als nur gewöhnungsbedürftig ist. Sie waren etwas rauh und ungeschliffen im Umgang, dafür aber trinkfest. (schmunzelt) Mein Gott, konnten die saufen! Da fallen mir doch glatt wieder einige Jugendsünden ein... Aber genug davon. Sie waren sehr geschickt als Schmiede, Steinmetze und Handwerker und haben mir mehr als nur einmal geholfen. Damals war das Verhältnis zwischen den Zwergen und den Elben grundsätzlich ein besseres, als heutzutage. Eines hatten die Langbärte aber bestimmt mit den Noldor gemeinsam: wenn man einmal Freundschaft geschlossen hatte (was zwischen Elben und Zwergen selten genung vorkam), dann hielt die ewig – oder wenigstens ein ganzes Zwergenleben.


Ich bin übrigens heute noch der Meinung, dass die Zwerge, die mich damals in meinem Heim besuchten, keine Blutschuld im Zwist gegen Thingol auf sich geladen haben.





ie folgenden Jahre waren geprägt von weiteren Kämpfen gegen Morgoth, dem Untergang von Nargothrond und der Freilassung und dem Tod Húrins. Ich erfuhr vom Nauglamir, vom Tod Thingols durch die Hand der Naugrim. Aber von all diesen Ereignissen hörte ich nur aus den Erzählungen der Reisenden auf der Zwergenstraße. Zu dieser Zeit reisten viele Elben in den Osten, auch Hîril Galadriel und ihre Gefolgsleute – unter ihnen meine Nellas – wandten sich gen Osten nach Eriador. Auf ihrer Reise verbrachten sie eine Nacht und einen Morgen in meinem Haus und berichteten mir von den Ereignissen in Beleriand. Von Nellas erfuhr ich von der Geburt der Enkelin Beren und Lúthiens. Die Kleine wurde Elwing genannt, aber damals maß ich dem noch keine Bedeutung bei. Bestürzt war ich über die Nachrichten, dass Thingol von Zwergen aus Nogrod erschlagen wurde, das trübte eine Zeit lang auch mein Verhältnis zu den Langbärten aus Belegost. Noch schlimmer war die Nachricht, dass Brennil Melian nach Valinor zurückkehrte und Doriath dabei schutzlos zurück ließ. Dass Feanors Söhne weitere Morde in Menegroth und an der Mündung des Sirion begingen, um den Silmaril aus dem Nauglamir zu erlangen, war furchtbar, aber vorhersehbar. Ebenso, dass sie keinen Erfolg hatten.


Doch all dieses betraf mein Leben nicht direkt. Selbst als Beren und Luthien nach der Rückkehr aus Mandos Hallen in Ossiriand wohnten, bin ich ihnen nicht begegnet. Aber wollte ich das überhaupt? Es war schließlich Dor Firn-i-Guinar, das Land der Toten, die leben. Auch vom Kampf an der Sarn Athrad habe ich nur duch die Grünelben, die die fliehenden Zwerge verfolgten, erfahren.


Ich lebte bis zum Ende des Ersten Zeitalters und darüber hinaus weitgehend ungestört an den Hängen der Ered Lindon. Die Silmaril gingen endgültig verloren, Feanors Söhne waren tot und im Krieg des Zorns versanken Hithlum, Nevrast, Beleriand, Angband und die angrenzenden Gebiete in den Fluten Belegaers und aus dem Binnenland Ossiriand wurde das Küstengebiet Lindon. Gil-galad wurde Hochkönig der Eldar in Mittelerde und den Noldor vergeben. Und das alles ohne mein Zutun! So musste ich zu dem Schluss kommen, dass die Geschichte Mittelerdes völlig unabhängig von meinem Willen und meinen Handlungen stattfand. Deshalb verbrachte ich viele Jahre des Zweiten Zeitalters hauptsächlich mit der Verbesserung meiner handwerklichen Fähigkeiten und dem Vertiefen der Kenntnisse über die Natur. Und natürlich mit dem Vertreiben frecher Orks aus meiner Nachbarschaft.