User:Belsaia/Ijsbok/story

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Master of Storytelling
honorary title bestowed by Oakheart on May 25, 2021
-Ijsboks Geschichte - Teil II

also available in English également disponible en français


■■ Ein Grummelzwerg ■■

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lso Leute, dann werde ich mal etwas aus meinem Leben erzählen. Natürlich mach ich das selbst! Das wäre ja noch schöner, wenn andere über mein Leben schreiben. Diese Schmierfinken würden doch nur alles verdrehen und verzerren. Außerdem bin ich doch gar nicht so bekannt, dass ich schon in den Liedern der Barden auftauchen würde. Was ich übrigens gar nicht verkehrt finde, als Händler ist es häufig besser, wenn man nicht gleich von jedermann erkannt wird. Aber ich sollte wohl von vorn beginnen ...


Kindheit in Mordor

ch bin also in Lugbûrz ... ach nee, dass sagt man ja nicht mehr. Ich bin also in Barad Dûr unter dem ganzen Gesindel aus Orks, Bilwissen und schwarzen Numenorern aufgewachsen. Was man so aufwachsen nennt. Als Sklave im Schwarzen Turm hat man selten ein langes und garantiert kein schönes Leben. Wann genau ich geboren wurde, weiß ich nicht mehr. Als ich mit drei Jahren von meiner Mutter getrennt wurde, hatte ich noch keine Ahnung von Kalendern und Jahren. Mein Vater war zu dieser Zeit schon in den Minen von Udûn, aus denen nie ein Zwerg zurück gekehrt ist. Die Jahre tröpfelten so dahin. Anfänglich musste ich zusammen mit einigen anderen, ebenso jungen Zwergen die Eimer mit Orkfraß schleppen, dreckige Tische mit einem stinkenden Lappen putzen und mir die Gemeinheiten von den Orks gefallen lassen. Wenn keine Arbeiten anstanden, was selten genug der Fall war, wurden wir im Verlies eingesperrt, wo wir wenigstens Ruhe vor den Orks hatten und ein wenig Schlaf fanden. Doch nach wenigen Stunden wurden wir wieder geholt und die Plackerei begann von vorne. Da wir in den ganzen Jahren den Turm nicht verlassen durften, kannten wir kein Sonnenlicht und auch nicht den Wechsel von Tag und Nacht. Wir hatten kein Zeitgefühl und dämmerten nur so dahin. Für viele der heranwachsenden Zwerge im Turm war es irgendwann nur noch erstrebenswert, diesem Grauen durch einen schnellen Tod zu entkommen. Aber den Gefallen taten uns die Schlächter von Barad Dûr nicht. Jeder Einzelne wurde so lange, als möglich in einem Zustand gehalten, der die Quälereien spürbar, aber nicht erträglicher machte. Nach unendlich langen Jahren – ich könnte auch im Nachhinein nicht sagen ob es fünf oder fünfzig waren – wurden die, die bis jetzt überlebt hatten, in die unteren Ebenen zu den Schmieden gesteckt. Hier mussten wir die schartigen Schwerter und Äxte zum Schmieden vorbereiten. Das bedeutete im Klartext, dass der Rost mit einem alten Lappen oder bloßen Händen entfernt werden musste. Dabei waren wir immer der Gluthitze der Schmiedeöfen ausgesetzt. Wenn einer von den Putzsklaven vor Hunger oder wegen der Hitze umfiel, wurde er von den Wachen einfach ins Schmiedefeuer geworfen. Schon aus diesem Grund gab es einen erbitterten Kampf um die wenigen Plätze, die weiter entfernt von den Öfen waren. Auch dabei verlor der eine oder andere junge Zwerg sein Leben. Wir wurden wie Tiere gehalten und verhielten uns auch so.

Später, als mein Bart zu wachsen begann, bekam ich neue Aufgaben und mit diesen auch mehr Freiheiten. Ich musste jetzt Fässer mit rostigen Schwertern zur Schmiede und zurück zu den Kasematten schleppen. Dadurch kam ich auch auf die höheren Ebenen des Turms, die sich kurz unter der Oberfläche befanden. Wir wurden nicht mehr so streng kontrolliert und konnten uns auf den erlaubten Wegen relativ frei bewegen. Einmal gelang es mir einen kleinen rostigen Dolch einzustecken, der wohl aus einem der Fässer gefallen war. Diesen, meinen Schatz, versteckte ich an meinem Schlafplatz unter einem großen Haufen Unrat und nutzte in der darauf folgenden Zeit jede freie Minute zum Schleifen und Polieren des guten Stücks. Ich wusste damals noch nicht, wozu mir der Dolch nützlich sein sollte, hatte aber das unbestimmte Gefühl ihn unbedingt vor den Augen der Orks und Wächter, aber auch vor den anderen Zwergen verborgen halten zu müssen.


Jugend und Flucht

ie Gänge zwischen Schmieden und den Räumen der Orkkrieger waren wie ein Labyrinth ohne Ausgang. Deshalb ließen uns die Orks auch ohne Bewachung herumlaufen. Auf einer der Touren mit den schweren Fässern traf ich einen anderen Zwerg, der etwa in meinem Alter war und sich Voci nannte. Er behauptete, eine Abkürzung zu kennen und führte mich in einen Seitengang, den ich noch nie benutzt hatte. Hier bedeutete er mir, das Fass abzustellen und mich zu setzen. Voci erklärte mir, dass es abgelegenere Gänge gibt, die die Orks nie betraten. Einige waren Abkürzungen zwischen den Start- und Zielpunkten unserer Botengänge, so dass die Plackerei etwas erträglicher wurde. Andere konten als Rückzugsort für geschundene Zwerge dienen. Es war allerdings auch nicht ungefährlich, erwischte man den falschen Gang konnte man sich hoffnungslos verlaufen. Wer in den finsteren Abgründen nicht von riesigen Ratten angefallen und gefressen wurde, hatte oft nur die wenig tröstliche Aussicht, im Dunklen zu verhungern. Trotzdem nutzen wir diese Gänge, so oft wir konnten, da es die einzige Möglichkeit war, den Gemeinheiten der Orks wenigsten zeitweise zu entfliehen. Doch nun hatte ich noch ein ganz anderes Problem, Voci wollte von mir wissen, wie mein Name lautet. Den aber hatte ich das letzte Mal von meiner Mutter gehört und lange schon vergessen. So beschloss Voci, weil er einen fingerbreit größer war als ich, mich Kleiner zu nennen. Mir war's recht, denn es war das erste Mal, dass ich nicht als Made, Drecksack oder heyda bezeichnet wurde und – es fühlte sich gut an.

Ich weiß nicht genau, ob wir trotz unserer »Ausflüge« das Vertrauen der Wächter erlangten, oder ob ihnen einfach die Sklaven ausgingen. Jedenfalls durften wir nach einiger Zeit an die Oberfläche. An den Hängen des Aschegebirges mussten wir stinkende Wurzeln sammeln, die von den Alchemisten des Auges für ihre schwarze Magie benötigt wurden. Später hatten wir auch rostige Schwerter und Schilde aus längst vergessenen Schlachten am Orodruin und auf der Gorgoroth einzusammeln, damit die Schmieden genügend Futter bekamen. Im Laufe der Zeit machte sich eine gewisse Unruhe unter unseren Bewachern breit. Auch wir fühlten, das Veränderungen anstanden, aber niemand von uns konnte sagen, was das für uns bedeuten würde.

Dann geschah etwas, von dem wir glaubten, dass es nie eintreten würde. Der Dunkle Herrscher zeigte Furcht vor der Macht des Guten. Oder wenn nicht das allsehende Auge selbst, so doch seine Vasallen. Es herrschte eine hektische Geschäftigkeit in Mordor, Truppen wurden Richtung Morannon verschoben und neue Armeen von Ostlingen rekrutiert. Viele neue Kämpfer brauchen auch viele neue Waffen. Und so geschah es, dass wir niedere Sklaven plötzlich auch für Arbeiten außerhalb des Schwarzen Tores eingesetzt wurden. Unsere Aufgabe war es, unter Schutt und Geröll der Schlackehügel alte Waffen und Rüstungen zu finden und zur Aufarbeitung in die Schmieden zu bringen. In den wenigen freien Stunden wurden wir in den Verliesen von Udûn eingesperrt. Hier reifte zwischen Voci und mir der Plan zur Flucht. Bei passender Gelegenheit wollten wir unsere Wachen, die neuerdings aus nicht besonders starken Ostlingen bestand, überwältigen und dann nach Ithilien flüchten. Der Plan war vielleicht nicht ausgereift, aber der Mut der Verzweiflung würde uns führen.

Eines düsteren Tages war es dann soweit. Wir hatten nichts Konkretes geplant, als wir wieder einmal auf den Schlackehügeln nach rostigen Waffen buddeln mussten. Unsere Bewachung bestand nur aus einer Kompanie von Ostlingen, von denen wir schon wussten, dass sie manchmal unaufmerksam sind. Voci und ich waren mit einem Trupp unerfahrener Zwerge an einem der äußeren Hänge beschäftigt, als die Ostlingwache, die uns beaufsichtigen sollte aus einer Unachtsamkeit heraus den Halt verlor und den hang hinunter rutschte. Voci rief das zuvor vereinbarte Losungswort und unsere jungen Leidensgenoasen begannen eine wilde Rauferei. Sofort liefen alle Ostlinge dorthin und versuchten die befohlene Ordnung wiederherzustellen. Unsere Wache lag noch benommen am Boden und ein weiterer Ostling wollte uns gerade in Richtung der anderen drängen, als Voci ihn beherzt den Hang hinab stieß und mit einem kühnen Sprung auf seinen Schultern landete. Dem Krachen nach zu urteilen müssen etliche Knochen gebrochen sein, jedenfalls blieb die Wache regungslos am Boden. In der Zwischenzeit sorgte ich mit einem Stein dafür, dass auch der andere, unachtsame Wachmann weiterhin ruhig blieb. Dann flüchteten wir in südliche Richtung, hin zu den Sümpfen.

Auch wenn es sich so anhören mag, wir handelten nicht eigensüchtig. Wir hätten unsere Vettern gern mitgenommen, jedoch wussten alle ganz genau, dass jedem Flüchtigen, der erwischt würde, Schlimmeres, als der Tod drohte. Und so fiel das Los auf Voci und mich, mit dem Auftrag, die Bewohner Gondors von dem bevorstehenden Angriff zu unterrichten und von ihnen Hilfe zur Befreiung der Zwerge zu erbitten.


Überraschende Wendungen

nsere Flucht wurde bald bemerkt und ein Trupp Ostlinge schickte sich an, uns zu verfolgen. Doch das hatten wir vorhergesehen und so erwarteten wir sie in einem Hohlweg, den wir bereits einige Wochen zuvor ausgekundschaftet und als ersten Wegpunkt für unsere Flucht auserkoren hatten. Unsere Verfolger waren auf einen Hinterhalt nicht vorbereitet und so konnten wir sie schnell und problemlos überwältigen. Den ersten habe ich mit einem gezielten Steinwurf unschädlich gemacht. Die beiden anderen haben wir gemeinsam überwältigt und gefesselt. Da weder Voci noch ich zu besonderer Gewalttätigkeit neigen, haben wir die beiden nur geknebelt und an einen Baum gebunden. Schließlich waren es nur Ostlinge und keine Orks. Nachdem beide gebührend verschnürt waren, machten wir uns auf weiter in Richtung des Fennfeldes. Hätten wir dieses erst einmal erreicht, so dachten wir, wären wir unserer Verfolger ledig und endlich frei.

Im Schutz des Schilfdickichts des Fennfeldes kämpften wir uns langsam nach Süden vor. Wir kamen auf dem sumpfigen Boden und dem dicht wachsenden Röhricht langsamer voran, als gedacht, aber schließlich fanden wir eine Methode, wir wir mit möglichst geringem Aufwand vorankommen konnten. Überall im Fennfeld erhoben sich kleine Buckel aus dem sumpfigen Boden. Diese waren nicht nur trocken, sondern auch nicht mit Schilf bewachsen. So konnten wir uns, von Buckel zu Buckel springend, recht zügig bewegen und erreichten trotz des Zickzackkurses bald den südlichen Rand des Fennfeldes. Hier begann das Mondland, welches zwar zu Gondor gehörte, aber in der letzten Zeit auch von Truppen des Dunklen Herrschers heimgesucht wurde. Wir mussten also weiterhin auf der Hut sein.

Just als ich Voci dieses mitgeteilt hatte, standen einer der beiden Ostlinge, die wir gefesselt zurück gelassen hatten, und der Hauptmann des Bewachungstrupps vor uns. Grinsend piekste dieser mich mit der Spitze seines Schwertes. »Das habt ihr euch fein ausgedacht, ihr fetten Maden. Netter Versuch, aber jetzt geht’s zurück und dann drei Wochen auf halbe Ration. Ihr habt entschieden zu viel Kraft.« Während ich noch fieberhaft überlegt, wie wir dennoch entkommen können, erstarb das Grinsen des Hauptmans und so plötzlich, wie sie vor uns aufgetaucht sind, fielen jetzt beide vornüber. Die Wunden in ihren Rücken und die blutigen Dolche in den Händen zweier grüngewandeter, ithilischer Waldläufer sprachen eine deutliche Sprache: Unsere Verfolger waren mausetot. Die beiden bedeuteten uns, ihnen zu folgen und so erreichten wir die grüne, von Wohlgerüchen durchdrungene Landschaft von Ithilien. Sie führten uns auf Schleichwegen zu ihren versteckten Rastplätzen, wo wir neben einem reichhaltigen Mahl, auch einen sicheren Schlafplatz bekamen. Zwei Tage wanderten wir so unbehelligt in südliche Richtung. Voci und ich kamen aus dem Staunen kaum heraus. Grüne Wälder, Lichtungen voller Blumen, Vögel, Bienen, Schmetterlinge und Tiere, die nicht Jagd auf einen machten und ein Waldboden, der bei jedem Schritt federnd nachgab, so dass es eine Lust war, darauf zu wandeln, kannten wir aus Mordor nicht. Dort war alles vertrocknet und hart oder tot und selbst die Natur war feindlich.

Just zu dem Zeitpunkt, als wir uns nach Westen wandten, um zu dem Versteck mit den Booten zu gelangen, traten erneut aufregende Ereignisse ein. Damit meine ich nicht die Diskussion mit unseren Begleitern, ob wir wohl in der Lage wären den Fluss zu überqueren. Die Frage war vielleicht fürsorglich gemeint, aber hallo?! Wir sind in Mordor aufgewachsen und haben jahrzehntelang der Dunklen Turm überlebt, was sollte uns da ein Fluss anhaben. Die Waldläufer hatten ein Stück nördlich von Osgiliath mehrere Boote versteckt, mit denen sie über den Fluss zu setzen gedachten. Um zu diesem Versteck zu gelangen, mussten auf einem Stück die Straße nach Süden bis zur großen Kreuzung und dann der Weg nach Westen in Richtung Osgiliath genommen werden. Das war nicht ganz ungefährlich, da hier immer wieder Ork-Patroullien vorbeizogen, aber immer noch sicherer, als der Weg durch das schroffe Bergland mit seiner dichten Wildnis. Anborn, einer unserer Begleiter, erzählte von steilen Felsklippen, die unvermittelt hinter einem Busch auftauchten und entweder ein unüberwindliches Hindernis darstellten oder den nichtsahnenden Wanderer in die Tiefe stürzen ließen. Wir hatten also eben die Kreuzung erreicht und uns versichert, dass keine Orks in der Nähe waren, als jemand völlig unerwartetes aus dem Dickicht trat. Ein Zwerg, dem die Flucht über den Pass von Cirith Ungol gelungen war. Der arme Kerl war offensichtlich ein Vetter, der das gleiche Ziel wie wir.

Als ich ihn so sah, schwitzend und hungrig, in zerrissenen Lumpen, schmutzig und mit blutverkrusteten Narben, von denen man nicht wusste, ob sie von den Dornen auf der Flucht oder den Peitschen der Orkwächter stammten, hatte ich das erste Mal eine ungefähre Vorstellung davon, welch jämmerliches Bild Voci und ich noch vor kurzem abgegeben haben.t hatte ich natürlich gut reden. Die Waldläufer haben uns am ersten Abend an einen Ort geführt, wo wir uns unter einem Wasserfall reinigen konnten. Meinen Bart musste ich etwas stutzen, weil es nicht möglich war, den ganzen Filz und Dreck aus Mordor zu entfernen. Dann haben sie uns saubere Kleider gegeben, die vorzüglich passten und nicht nach Kot und Dreck stanken. Voci lachte, als er mich mit gestutztem Bart sah und meinte, »So siehst du viel jünger aus. Wer dich nicht kennt, würde dich zu Mutter in die Küche schicken.« Ich hab ihm dann einen Apfel an den Kopf geworfen und selbst gelacht.

Ingtan, so hieß der Neuankömmling, erzählte in knappen Worten von den Umständen seiner Flucht und versicherte den Waldläufern, dass er ganz gewiss kein Spion Mordors sei, was ich Anborn auch umgehend bestätigte. Kein Zwerg, der als Sklave unter der Knute der Orks leben musste, ist zu so etwas fähig. Nach einigem Hin und Her, bei dem auch ein paar laute Worte gewechselt wurden, waren sie schließlich bereit, Ingtan mit uns reisen zu lassen. Schon am nächsten Tag setzten wir über den Großen Fluss. Eigentlich wären es nur noch zwei Tagesmärsche bis Minas Tirith gewesen. Aber da sich zwischen dem Fluss und der Stadt eine offene Graslandschaft erstreckte, zogen wir erst im Schutze der Dämmerung weiter und kamen erst am vierten Tag am Tor der Weißen Stadt an.


TEIL II