User:Belsaia/Belsaia/story
Master of Storytelling honorary title bestowed by Oakheart on May 25, 2021 |
Aus dem Tagebuch einer Grauelbe
Von meiner Zeit bei den Waldelben gibt es nicht viel zu berichten. Es war halt die Erziehung einer heranwachsenden Elbe – meistens höchst langweilig. Abwechslung brachten die Reisen zu meinen Eltern, meistens nach Celondim, später auch nach Tham Mirdain. Bei diesen Reisen machte ich jedesmal ein paar Tage Station in Imladris und besuchte auch Frau Celebrían. Im Laufe der Zeit entwickelte sich so eine innige Beziehung zwischen uns; und irgendwann um das Jahr 1000 D.Z. herum machte sie mir den Vorschlag, ganz nach Bruchtal überzusiedeln, damit sie mich in die Umgangsformen junger Elbenfrauen einweisen konnte, wie sie in Aman gebräuchlich waren und besonders bei den Hochelben immer noch geschätzt werden. Außerdem sagte sie, könnte ich in der Bibliothek von Herrn Elrond die Geschichte unseres Volkes und die Aufzeichnungen über Beleriand, über die anderen Rassen und das geheime Wissen der Natur studieren. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, aus mir eine Vermittlerin zwischen den Völkern zu machen, da – wie sie sagte – das Böse in Mittelerde wieder mächtiger und der Kampf nur gemeinsam erfolgreich sein wird.
~ Jugendjahre in Imladris ~
Meine Zeit in Imladris war meistens angenehm. Aus mir wurde mit der Zeit eine gute Jägerin, so wie ich es mir als Kind immer vorgestellt hatte. Auch in höfischen Dingen und Diplomatie konnte ich viel von Frau Celebrían lernen. Wenn Gesandte aus König Thanduils Reich oder Reisende anderen Völker nach Imladris kamen, was zwar selten aber doch häufig genug geschah, durfte ich meine Kenntnisse im Verhandlungsgeschick mit Angehörigen fremder Rassen oder den Umgang mit fürstlichen Gesandten unter Beweis stellen. Meine Freundin Celebrían, wie ich sie jetzt nennen durfte, war es zu frieden, hatte si mich doch erfolgreich unterwiesen.
Im Laufe der Jahre in Imladris begleitete ich immer häufiger die Jäger auf ihren Ausflügen in die Trollhöhen und ins Nebelgebirge. Irgendwann im Jahr 1409 D.Z. trafen wir dabei erstmals auf eine größere Horde Orks, die die Gegend durchstreiften. Hier konnte ich zeigen, dass ich nicht nur die Jagd auf Hirsche und Eber beherrschte, sondern es auch sehr gut verstand, mich mit Bogen und Elbenschwert zu verteidigen Daraufhin erlaubte mir Herr Elrond, mich von Meister Glorfindel in der Kunst des Kampfes unterweisen zu lassen. Wie sich in der Folge herausstellte, war dies eine weise Entscheidung, da wir gegen Ende des Jahrhunderts immer häufiger mit Orkbanden aus den nördlichen Bergen zu tun bekamen und schließlich sogar gegen kleine Drachen kämpfen mussten.
Herr Elrond war irgendwann der Ansicht, dass Elben, Zwerge und Menschen gemeinsam gegen das aufkommende Böse antreten müssten und betraute mich wiederholt mit Aufträgen als Kurier oder Unterhändlerin, die mich nach Arnor, in die Blauen Berge, den Grünwald und zum Erebor führten. Besonders die Zwerge begegneten mir dabei immer wieder mit dem Misstrauen, dass sie gegen die meisten Elben hegen. So kam es, dass ich manchmal mehrere Monate brauchte, bevor ich so viel Vertrauen erlangt hatte, dass ich meinen eigentlichen Auftrag erfüllen konnte. Dabei lernte ich viel von den Gebräuchen der Zwerge, auch wenn ich vieles davon auch heute noch seltsam finde.
~ Über Hobbits ~
Und so begann meine Bekanntschaft mit den Hobbits. Bis daraus etwas, wie Freundschaft wurde, sollten noch einige Jahrhunderte ins Land gehen. Sie bleiben gern unter sich und sind gegenüber dem »großen Volk«, wie sie Elben und Menschen bezeichnen, sehr reserviert. Aber wenn man sie nicht bedrängt, sondern im Stillen Gutes tut und so einmal ihre Freundschaft erlangt hat, sind es ganz herzige kleine Leute. Sie werden nur ungefähr halb so alt, wie Zwerge. Aber sie haben die Angewohnheit, ihre Erfahrungen, – gute wie schlechte – an ihre Kinder und Kindeskinder weiter zu geben. Nur deshalb konnte sich über mehrere Generationen eine Freundschaft entwickeln. Sie haben Mut wie ein Krieger, sind zäh wie die Beorniger und wenn es darum geht, ungesehen irgendwohin zu gelangen, sind sie unschlagbar. Nur ihre Essgewohnheiten sind für uns Elben kaum nachzuvollziehen.
Ich habe die Besiedlung des Auenlandes selbst nicht miterlebt. Aber nachdem sich die Halblinge dort eingerichtet haben, habe ich sie häufiger besucht. Und ich muss sagen, sie haben wirklich ein schönes und friedliches Fleckchen in Mittelerde gefunden; und ich werde mein Bestes geben, dass es so bleibt.
~ Interludium ~
In die Kriege der Menschenreiche untereinander mischten wir uns nicht ein. Es ist eine sehr junge und impusive Rasse, der die Ruhe und Weitsicht der Elben fehlt, deshalb waren unsere Vermittlungsversuche selten von Erfolg gekrönt, so dass wir nach einiger Zeit davon absahen. Wir wissen aus eigener leidvoller Geschichte, das es bei einem Krieg zwischen Brüdern und Schwestern am Ende nur Verlierer gibt. Aber diese Erfahrung muss wohl jede Rasse selbst machen.
~ Ein schmerzhafter Abschied ~
Nach Jahresfrist brachen wir in Richtung Graue Anfurten auf und obwohl wir häufig lachten und scherzten, war es für mich eine traurige Reise, da ich wusste, dass ich meine Freundin und Mentorin für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen würde. Ich sah dem Schiff, dass sie bestieg, noch lange nach und ließ mich in der Folgezeit in der Nähe meines Geburtsortes nieder. Die Trauer um die verlorene Freundin, der zweite große Verlust nach dem Tod meiner Mutter, lähmte meine Tatkraft. Ich verkroch mich in meinem neuen Versteck und vervollkommte meine handwerklichen Fähigkeiten. Leider vernachlässigte ich meine anderen Aufgaben, die ich doch von Herrn Elrond übertragen bekommen hatte. Im Innersten wusste ich, das dies ein Fehler war. Trotzdem gab ich mich der Lethargie hin. Wahrscheinlich hätte manches Unbill verhindert werden können, wenn ich damals nur etwas stärker gewesen wäre ...
~ Ein neuer Gefährte ~
Wir waren in dieser Zeit häufig gemeinsam unterwegs und auch die Ruhepausen in Eryn Lasgalen, in Esgaroth oder Felegoth verbrachten wir meistens zusammen. Er war immer besonders aufmerksam und zuvorkommend und so wurden aus Reisegefährten, Freunde und aus der Freundschaft wurde im Laufe der Zeit mehr ... An einem wunderschönen Abend in Imladris, wir saßen gemeinsam oberhalb des Wasserfalls und beobachteten den Sonnenuntergang, als er mich fragte, ob ich seine Frau werden will. Und ob ich wollte! Es dauerte dann aber noch fast zehn Jahre, bis wir in einer sehr romantischen Zeremonie von Herrn Elrond getraut wurden.
Die Rückkehr des dunklen Herrschers nach Dol Guldur machte es erforderlich, dass wir die Aktivitäten im Grünwald – der nun erstmalig auch als Düsterwald bezeichnet wurde – beobachteten und allzu dreiste Orks aus der Gegend um die Schwertelfelder und Eriador zu vertreiben. Mein Gatte – erlaubt mir, ihn so und nicht beim Namen zu nennen, denn dieser soll auf immer in meinem Herzen eingeschlossen sein – war sehr besorgt um mich und wollte nicht, dass ich mich an den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Saurons Horden beteilige. Mir ging es umgekehrt genauso, doch das gab ich natürlich nicht zu und da ich ihm beweisen wollte, dass ich sehr wohl auf mich selbst aufpassen kann, übernahm ich immer, wenn seine Fürsorglichkeit zu übermächtig wurde, Aufträge, die mich von ihm trennten. Manchmal ist die Liebe einfacher, wenn einige Meilen Abstand sind. Trotzalledem kam im Jahr 2520 D.Z. unsere erste Tochter zu Welt. Belsiriel war unser ganzes Glück und ich erkannte in ihr meine eigene Kindheit wieder. Nur wenige Zeit später bekammen wir unsere zweite Tochter und Belsiriel eine kleine Schwester. Belothriel war etwas aufgeweckter als ihre großes Schwester. Sie lernte schneller, war aber auch genauso schnell bereit Risiken einzugehen. Die beiden waren unser ganzer Stolz und so beschlossen wir, dass ich in Imladris bleiben und ihre Erziehung übernehmen sollte.
~ Schicksalsjahre ~
Aber dann kam die große Schlacht vor den Toren des Erebor, die später als Schlacht der fünf Heere in die Geschichtsbücher eingehen sollte, und mit ihr kam auch die Trauer zu uns. Mein geliebter Gemahl wurde durch einen riesigen Warg getötet. Dieser fiel ihn von hinten an, als er mit seinem Schwert in die orkischen Reihen eindrang. Ich erfuhr erst einige Monate später von seinem Tod. Ein Waldelb aus Felegoth, der an seiner Seite kämpfte und den Angriff nur knapp überlebt hat, wurde als Überbringer der traurigen Nachricht ausgewählt. Das liegt nun auch schon achtzig Jahre zurück und trotzdem kommt es mir vor, als hätten wir uns gestern erst voneinander verabschiedet ...
Aber lasst mich von erfreulicheren Dingen berichten: Meine beiden Töchter sind mittlerweile alt genug, um ihre eigenen Wege zu beschreiten. Ich habe ihnen alles beigebracht, was ich von meinen Eltern, von Celebrían und Herrn Elrond gelernt und auf meinen Wanderungen erlebt habe – jedenfalls habe ich es versucht.
~ Das Leben geht weiter ~
Belsiriel lebt jetzt in Felegoth und hat sich dort als Beschützerin des Waldes verdient gemacht. Belothriel, die immer das Nesthäkchen war, ist musischer veranlagt. Sie ist zwischen Imladris, dem Auenland und Gondor unterwegs, um die alten und neuen Geschichten aus Mittelerde aufzuzeichnen. Dabei nutzt sie nicht nur Schriftrollen. Zu Frodos und Sams Reise hat sie einen Wandteppich gewebt. Er hängt jetzt im Thronsaal von König Elessar. Vielleicht seht ihr ihn ja, wenn ihr mal in Minas Tirith seid.
So war ich also wieder allein. In Imladris hielt mich nichts, aber wieder allein in Celodim leben oder unstet durch die Lande ziehen wollte ich auch nicht. Deshalb habe ich mich einer Gemeinschaft Gleichgesinnter angeschlossen. Hier haben sich Hobbits, Zwerge, Menschen und Elben zusammengefunden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Kampf gegen Sauron und seine Schergen und Statthalter fortzusetzen, damit die freien Völker Mittelerdes frei bleiben und in Frieden leben können. Diese bunte Mischung war ganz nach meinem Geschmack und so habe ich mich ihnen angeschlossen. Wir kämpfen in verschiedenen Gebieten gegen die großen und kleinen Übel und sind im Laufe der Zeit so viele geworden, dass wir – sollte es je wieder erforderlich sein – auch ein Heer aufstellen können.
Der Rest liegt im Nebel zukünftiger Ereignisse ...